Volontariat in Indien

Die Aktion Teilen unterstützte Michel Rom 2024 mit 400€ für sein Volontariat.
Bis heute ist Indien ein Land der extremen Gegensätze. Während die Wirtschaft des Landes rasant wächst und Metropolen wie Hyderabad von Hochhäusern und modernster Technologie geprägt sind, lebt ein großer Teil der Bevölkerung in prekären Verhältnissen. Besonders betroffen sind Straßenkinder, die oft keinen Zugang zu Bildung und einer sicheren Umgebung haben. Um diesem Problem entgegenzuwirken, gründeten die Salesianer Don Boscos in den 1990er-Jahren das Don Bosco Navajeevan Rehabilitation Centre in Hyderabad, das sich um benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmert. Mein Volontariat durfte ich in Hyderabads Stadtteil Ramanthapur absolvieren, einer der vier Einrichtungen von Don Bosco Navajeevan. Die Jungen dort sind zwischen 14 und 18 Jahre alt und kommen aus schwierigen sozialen oder familiären Verhältnissen. Meine Hauptaufgabe
bestand darin, die Jungs während ihrer Lernzeiten zu unterstützen, ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen und bei Verständnisproblemen einzuspringen. Auch wenn der Fokus stark auf der schulischen Ausbildung liegt, spielen Gemeinschaft und Freizeit eine große Rolle. So verbrachte ich viele Nachmittage auf dem Sportplatz, wo wir gemeinsam Fußball,
Volleyball oder Cricket spielten. Die Salesianer legen großen Wert darauf, dass die Kinder nicht nur akademisch, sondern auch sozial gefördert werden.
Ein weiteres wichtiges Element meiner Arbeit war die Essensausgabe. Drei Mal täglich übernahm ich das Verteilen der Mahlzeiten, eine Aufgabe, die weit mehr bedeutete als bloßes Servieren. Beim gemeinsamen Essen ergaben sich Gespräche, die mir einen tieferen Einblick in die Lebensgeschichten der Jungs ermöglichten. Manche erzählten von ihren Familien, andere von ihren Träumen für die Zukunft – oft Momente, die mir noch lange in Erinnerung bleiben werden.
Während meiner Zeit in Indien hatte ich auch die Gelegenheit, in der Schneiderei des Projekts mitzuarbeiten. Dort wurde Kleidung für die Jungen und für externe Kunden angefertigt. Ich konnte nicht nur handwerkliche Fähigkeiten erlernen, sondern auch das Projekt aus einer anderen Perspektive erleben: als einen Ort, der jungen Männern eine berufliche Ausbildung bietet und ihnen hilft, finanziell unabhängig zu werden.
Das Highlight des Jahres war das Summer Camp, das während der Schulferien stattfand. Über zwei Wochen kamen Kinder aus allen Navajeevan-Projekten Hyderabads zusammen, um gemeinsam zu lernen, zu spielen und sich in verschiedenen Aktivitäten
weiterzuentwickeln. Neben Unterrichtseinheiten gab es Computer-Kurse, Sportwettkämpfe und Abendprogramme mit Tanz und Musik. Besonders beeindruckend war für mich die Energie und Begeisterung, mit der die Jungs dabei waren – ein starkes Zeichen dafür, dass sie trotz eines oft herausfordernden Alltags eine unglaubliche Lebensfreude in sich tragen.
Mein Volontariat in Indien hat mir nicht nur die Bedeutung von Bildung und sozialem Engagement vor Augen geführt, sondern mich auch persönlich geprägt. Ich habe gelernt, dass kleine Gesten oft den größten Unterschied machen können – sei es ein Lächeln, ein gemeinsames Spiel oder einfach nur die Zeit, die man jemandem schenkt. Die Erfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Chancen zu schaffen, wo es sonst kaum welche gibt. Und wenn ich an die strahlenden Gesichter der Jungs nach einem gewonnenen Fußballspiel oder einer bestandenen Prüfung denke, weiß ich, dass sich jede Mühe gelohnt hat.
Michael Rom