„Zusammen AUF*BRECHEN“ – Kirche als Raum für Begegnung, Verletzlichkeit und Vielfalt
Organisiert wurde die Veranstaltung von Tamara Fraßl, Jugendbeauftragte in der Pfarre TraunerLand und Anson Samuel, Stadtjugendreferent Region Linz Plus, unterstützt von zahlreichen Vernetzungspartner*innen wie Telefonseelsorge, Streetwork, Jugendkontaktbeamter der Polizei und kirchlichen Mitarbeiter*innen. Ziel des Abends war es, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem persönliche Erfahrungen von Menschen gehört werden, die aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung Ablehnung oder Ausgrenzung erfahren haben.
Eva und Christoph (von der Band Wunderkinder) eröffneten mit einfühlsamer Musik und stimmten die Teilnehmenden auf eine Atmosphäre des Miteinanders ein. Nach der Begrüßung durch Maria Fischer, Pastoralvorständin der Pfarre TraunerLand, und einem Gebet von Sr. Verena Maria Haselmann, Jugendbeauftragte in der Pfarre TraunerLand, wurden alle in das Thema: „Zusammen auf*brechen – Geschichten, die Menschen mit Mut, Schmerz und Hoffnung erzählen“ eingeführt.
In mehreren Video-Statements berichteten Menschen von ihren Erfahrungen als queere Christ*innen – von verletzenden Situationen, aber auch von Momenten der Annahme und des Glaubens. Zwischen den Beiträgen wurden Psalmverse gelesen, die als geistliche Resonanzräume dienten: „Groß ist deine Güte, Herr! Du hältst sie bereit für die Menschen, die dir mit Ehrfurcht begegnen.“
Die Videos und Kurzimpulse thematisierten eindrucksvoll die Spannung zwischen persönlicher Identität und gesellschaftlicher Erwartung. Eine Transperson berichtete von der „Doppelbelastung, zuerst sich selbst zu verstehen und dann das eigene Sein rechtfertigen zu müssen“. Andere sprachen von Grenzüberschreitungen, das Ringen um Respekt und über die Wunden, die Distanz und Unverständnis hinterlassen.
Christoph Pichler, Mitglied der Pfarre und engagiert bei HOSI Linz, brachte Erfahrungen aus seiner Tätigkeit ein und sprach über die Realität queerer Menschen in Kirche und Gesellschaft.
Silke Binder von der Telefonseelsorge teilte, wie tief bewegt sie vom gesamten Abend war und wie deutlich dieser zeige, wie wichtig es sei, dass Menschen einen Ort haben, an dem sie sich in Krisen anvertrauen können. Sie berichtete über die Arbeit der Telefonseelsorge, die tagtäglich für Menschen in seelischer Not da ist und anonym sowie niederschwellig Unterstützung bietet.
Begleitet von leiser Musik lud das Vorbereitungsteam zu einer symbolischen Aktion mit Farben ein: Teilnehmende zeichneten einander Spuren der Begegnung auf die Hände – ein Zeichen dafür, dass Berührung und Anerkennung heilsam sein können.
Dietmar Haider von der Polizei erinnerte daran, dass in der Gesellschaft bereits viel in Richtung Akzeptanz geschehen ist, zugleich aber weiterhin engagierte Arbeit und Bewusstseinsbildung notwendig sind.
Ike Okafor, von Streetworker, ermutigte die Verantwortlichen, bei der Arbeit weiter dranzubleiben und nicht aufzugeben.
Renate Heitz, Landtagsabgeordnete des Landes Oberösterreich, Landtagsfrauenvorsitzende und Bezirksfrauenvorsitzende Linz-Land sowie Mitglied des Bundesparteivorstandes, würdigte in einem Dankeswort den Mut der Beitragenden und zeigte sich bewegt von den Lebensgeschichten. Da ihr dieses Thema besonders am Herzen liegt, bat sie uns, nicht nachzulassen, und sprach uns ihre Ermutigung zum Weitermachen aus.
Mit dem Lied „This is Me“ von The Greatest Showman endete der offizielle Teil – ein Bekenntnis zur Selbstannahme und zum Aufbruch in eine offenere Zukunft. Bei Getränken und Snacks blieb Zeit für Austausch, Vernetzung und Dankbarkeit.
Renate Moser, Seelsorgerin in der Pfarre Traunerland, sprach den bewegenden Abschlusssegen. In ihren Worten hieß es: „Ich bin berührt, traurig und dankbar, heute Anteil an den Lebensgeschichten von sechs besonderen Menschen gehabt zu haben. Als Seelsorgerin dieser Kirche stehe ich hier und sage allen: In unserer Kirche ist Platz für alle – jede und jeder ist von Gott gewollt, einzigartig und unendlich wertvoll.“
Der Abend war ein starkes Zeichen für eine offene, solidarische und glaubensstarke Kirche, die die Lebensrealitäten queerer Menschen nicht nur mitdenkt, sondern mitlebt – und sich aktiv auf den Weg macht, Ausgrenzung zu überwinden und eine neue Sprache des Glaubens, der Hoffnung und der Auferstehung zu finden.
