Tag des Judentums und Gebetswoche für die Einheit der Christen
Gebetswoche für die Einheit der Christinnen und Christen
Die Anfänge der Gebetswoche für die Einheit der Christen reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Seit den 1960er Jahren werden liturgische Materialien zur Verfügung gestellt, die für ökumenische Feiern vor Ort als Vorbereitungshilfe dienen. Die Texte werden jährlich von einer ökumenisch zusammengesetzten Gruppe aus wechselnden Ländern vorgeschlagen und vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen adaptiert. Entsprechend der regionalen Vorbereitungsgruppe wird ein Thema und ein Schwerpunkt festgelegt. Das zur Verfügung gestellte Material enthält einen Entwurf für einen ökumenischen Gottesdienst, Bibeltexte und kurze Meditationen und Gebete für jeden der acht Tage. Weitere Informationen zur Geschichte der Gebetswoche.
Das Motto der Gebetswoche 2024 lautet basiert auf einem Text aus dem Lukasevangelium: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben ... und deinen Nächsten wie dich selbst" (Lukas 10,27). Die Auswahl der biblischen und liturgischen Texte ist inspiriert vom Bild des barmherzigen Samariters aus dem Gleichnis (Lukas 10,25-37), in dem Jesus auf eine Frage zum alttestamentlichen Gebot deutlich macht, was es bedeutet, den Nächsten zu lieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben … und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Dtn 6,5 und Lev 19,18b).
In vielen Teilen der Welt wird in der Woche zwischen 18. und 25. Jänner über alle Konfessionsgrenzen hinweg für die Einheit der Christinnen und Christen sowie für Überwindung von Spaltung, Ungerechtigkeit und Ausgrenzung gebetet. Die diesjährigen Texte wurden von einem Team vorbereitet, in dem verschiedene christliche Traditionen in Burkina Faso vertreten waren und das von der örtlichen Gemeinschaft Chemin Neuf (GCN) unterstützt wurde. Burkina Faso liegt in Westafrika in der Sahelzone und hat 21 Millionen Einwohner, die etwa sechzig verschiedenen Ethnien angehören. Etwa 64 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, 9 Prozent gehören traditionellen afrikanischen Religionen an und 26 Prozent sind Christen. Das Land leidet unter einer starken Zunahme von Terroranschlägen, Gesetzlosigkeit und Menschenhandel. Diese haben über dreitausend Tote und fast zwei Millionen Binnenvertriebene im Land verursacht. Die katastrophale Sicherheitslage untergräbt den sozialen Zusammenhalt, den Frieden und die nationale Einheit. Die Kirchen im Land versuchen sich dieser Entwicklung mit aller Kraft entgegenzustemmen.
In zahlreichen oö. Pfarren finden in der Zeit von 18. bis 25. Jänner ökumenische Gebete, Gottesdienste und Veranstaltungen statt. Der diözesane Ökumenische Gottesdienst in der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen wird am Freitag, 19. Jänner 2024 um 18.30 Uhr in der Evangelisch reformierten Pfarrgemeinde H. B. in Leonding gefeiert (Adresse: Haidfeldstraße 6, 4060 Leonding; Bus 43, 72 oder 191, Haltestelle: St. Martin). Das Forum der christlichen Kirchen in OÖ bereitet den Gottesdienst vor. Die Evangelisch reformierte Pfarrgemeinde H. B. ist in diesem Jahr Gastgeberin. Der römisch-katholische Bischof Manfred Scheuer, der evangelische Superintendent Gerold Lehner sowie weitere Vertreter:innen christlicher Kirchen in OÖ werden am Gottesdienst mitwirken. Die Predigt hält Pastor Martin Obermeir-Siegrist von der Evangelisch-methodistischen Kirche. Weitere Informationen.
Kirchenfenster in der Evangelisch reformierten Pfarrgemeinde H. B. in Leonding.
© Evangelisch reformierte Pfarrgemeinde H. B. Leonding
Der traditionelle zentrale Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) zur Gebetswoche findet am Donnerstag, 25. Jänner 2024 um 18 Uhr in der koptisch-orthodoxen Kirche Maria vom Siege in Wien (1150, Mariahilfer Gürtel) statt. Dem Gottesdienst steht u. a. der evangelische Bischof Michael Chalupka vor, der auch predigen wird.
Tag des Judentums
Am Tag vor der Gebetswoche für die Einheit der Christen – am 17. Jänner 2024 – begehen die christlichen Kirchen in Österreich seit vielen Jahren den Tag des Judentums. Dieser wurde vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) als liturgischer Gedenktag eingeführt. Er soll alle Christinnen und Christen an ihre Wurzeln im Judentum und die bleibende Bedeutung des Judentums und seiner heiligen Schriften erinnern. Es geht dabei auch um das Gedenken an von Christen an jüdischen Menschen und ihrem Glauben begangene Unrecht in der Geschichte.
Der "Tag des Judentums" wird heuer zum bereits 25. Mal begangen. Angesichts des Krieges im Heiligen Land und einer Zunahme antisemitischer Äußerungen und Aktionen auch in Österreich kommt ihm heuer besondere Brisanz zu.
In der Erklärung des ÖRKÖ zur Einführung des Tags des Judentums heißt es:
Das Motto für den „Tag des Judentums“ gibt der Apostel Paulus vor: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ mahnt er im 11. Kapitel des Römerbriefs. Offensichtlich bestand schon in den ersten christlichen Gemeinden die Tendenz, sich über das Judentum erhaben zu fühlen. Später haben die Kirchen die Worte des Paulus vergessen. Anstatt ihre Wurzel, aus der sie leben und die sie trägt, zu pflegen, meinten sie, ohne sie auskommen zu können. Die theologische Verachtung des Judentums und in Folge die gesellschaftliche Abwertung seiner Gläubigen schuf über Jahrhunderte hinweg jenen Nährboden, auf dem das rassistische Gedankengut des Antisemitismus wachsen konnte. Erst seit der Katastrophe der Schoa (des Holocaust) hat in allen Kirchen ein Umdenken gegenüber dem Judentum begonnen. Seither werden wir uns der Schuld, die die Kirchen und ihre Vertreter auf sich geladen haben, immer deutlicher bewusst. Wir sind auf dem Weg, den spirituellen und theologischen Reichtum Israels als Fundament unseres eigenen Glaubens neu zu entdecken. Ein Beitrag dazu soll auch der „Tag des Judentums“ in unseren Kirchen sein, den wir in Zukunft jedes Jahr feiern wollen.
In ganz Österreich finden um den 17. Jänner Veranstaltungen, Dialogabende, Vorträge, Diskussionen und Gottesdienste statt. Weitere Informationen.
In Linz widmet sich am 16. Jänner 2024 um 19 Uhr die Katholische Privat-Universität (KU) Linz unter dem Titel "Alles koscher?" dem Thema "Essen als Glaubens- und Identitätsfrage". Der Wiener Rabbiner Schlomo Hofmeister gibt in einem Vortrag Einblicke in jüdische Traditionen, Vorschriften und Alltagshandlungen und beleuchtet den Zusammenhang von Ernährung, Identität, Abgrenzung und Gemeinschaft. Anschließend ist ein Gespräch mit dem Linzer katholischen Moraltheologen Prof. Michael Rosenberger geplant.
Das christlich-jüdische Komitee OÖ
Das christlich-jüdische Komitee OÖ engagiert sich seit 2001 im christlich-jüdischen Dialog, bemüht sich um kritische Reflexion aktueller Entwicklungen, bietet Begegnungs- und Lernmöglichkeiten an und ist Anlaufstelle für Fragen und Kontakte für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Insbesondere der Tag des Judentums, der als Lern- und Gedenktag begangen wird, ist ein fest verankerter Teil kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens in Linz. Darüber hinaus werden unterschiedliche, weitere Angebote gesetzt, die auch mit externen Expert:innen und Kooperationspartner:innen durchgeführt werden.