Auch Lachen ist ansteckend!
Haben Sie sich schon einmal überlegt, was den Unterschied ausgemacht hätte, wenn die Heiligen Drei Könige Frauen gewesen wären? Die Annahme liegt nahe, dass sie praktischere Dinge als Gold, Weihrauch und Myrrhe mitgebracht hätten. Wahrscheinlich wären sie nicht nur fromm vor der Heiligen Familie gestanden, sondern hätten gefragt, wie groß und schwer er war, und ob er schon durchschläft, der Bub. Oder sie hätten sogar begonnen, den Stall aufzuräumen. Lehnt man sich mit solchen Spekulationen schon zu weit hinaus und bedient sich typischer Klischees – oder ist gerade das Humor? Wo sind die Grenzen für Humor in der Religion?
Bei meinem Kabarett „Glaubn hoasst nix wissen“ stelle ich fest, wie gut es den Menschen tut, wenn das Thema Kirche und Religion humorvoll beleuchtet wird und sich dadurch „katholische Schwere“ in Leichtigkeit und frohe Botschaft wandelt. Neben den ZuschauerInnen profitiere auch ich von diesem Perspektivenwechsel. Anstatt nur in mich einzukehren auch einmal auszukehren, unter dem Teppich hervorzukehren, was mich stört an „meiner“ Kirche. Selbst im Glauben verwurzelt zu sein und ein Teil von ihr zu sein, gibt dieser Auseinandersetzung die nötige Authentizität.

Humor kann helfen, Verletzungen heilen zu lassen
Die Idee mit den Heiligen Drei Königinnen kommt daher, dass mich das Frauenthema in der Kirche schon als junges Mädchen beschäftigt hat. Damals durften Mädchen noch nicht ministrieren. Für mich ergab das keinen Sinn, weil ich mich erstens von Gott sehr geliebt fühlte und zweitens auch eine gewisse Berufung spürte. Es gibt viele Möglichkeiten, derartige Verletzungen aufzuarbeiten. Mit Kabarett auf die Bühne zu gehen, ist eine davon.
Zur Freude berufen
Neben der Begleitung von Pilgern habe ich so meine Art gefunden, Verkündigung zu leben – und ich habe festgestellt, dass die Unterschiede zum Priesterdasein gering sind. Als Kabarettistin stehe ich ebenso vorne, die erste Reihe bleibt auch meist frei und bezüglich der Verkündigung der frohen Botschaft brauche ich mir keine Sorgen zu machen: Die Menschen gehen aus meinem Kabarett meist heiterer hinaus als aus so manchem Gottesdienst. Ein weiterer Vorteil von Kirchenkabarett ist, dass man die Pointen lange beibehalten kann, weil die Mühlen der Veränderung in der Kirche sehr langsam mahlen.
Humor, so steht es im Wörterbuch, ist die Gabe des Menschen, auf die Widrigkeiten des Lebens mit Gelassenheit zu reagieren und auch einmal darüber lachen zu können. Eine der Hauptinhalte des christlichen Glaubens stellt die Aussage dar, dass wir Erlöste und von Gott Begleitete sind, auch in all unseren Dunkelheiten. Allein diese Tatsache müsste uns eigentlich vor Gelassenheit strotzen lassen. Einfacher gesagt als getan, denn das Leben bringt nicht nur Sonnenschein mit sich. Sich aber ab und zu einen Perspektivenwechsel zu gönnen und wieder in die Dankbarkeit zu kommen, kann man mitunter bewusst entscheiden und einüben.
Und falls Sie einmal eine Krippendarstellung mit drei Königinnen sehen, freue ich mich, wenn Sie mich informieren.
Lydia Neunhäuserer ist Physiotherapeutin, Kabarettistin und Pilgerbegleiterin in der Diözese Linz.
Dieser Gastkommentar ist am 5. Februar 2022 in der Reihe "Mystik & Geist" in den Oberösterreichischen Nachrichten erschienen.