Interview mit Günther Grundner
Du arbeitest beim Baureferat der Diözese Linz. Was ist dort deine Aufgabe?
Ich bin als Bautechniker für die baulichen Angelegenheiten bei den denkmalgeschützten Gebäuden in 92 oberösterreichischen Pfarren verantwortlich. Dazu zählen die Begehungen der Bauwerke, die Einschätzung des Renovierungsbedarfs, die Vergabeverhandlungen mit den Bauunternehmen, die Terminplanung und natürlich die Begleitung der konkreten Arbeiten in Form von Bauaufsicht und Baubesprechungen.
Und wo stehen wir in Wolfsegg mit unserem Renovierungsprojekt?
Die erste Phase startet vor Ostern mit der Sanierung des Turms, Ende Mai kommt in der zweiten Phase die Außenfassade dran. Wie in den meisten Pfarren ist in Wolfsegg die Finanzierung natürlich ein großes Thema. Oft zeigen die Leute anfangs wenig Verständnis: „Das ist ja so teuer wie ein neues Haus!“ Aber eine Kirche ist kein Haus: Das Gerüst ist viel komplizierter, der Putz ist bei jedem Bauobjekt anders und muss genau auf die darunterliegende Substanz abgestimmt werden, damit später keine Risse entstehen, und die Turmspitze muss von Hand saniert werden. Allein die Außenfassade des Turms hier umfasst eine Fläche von 380 m², das entspricht zwei Einfamilienhäusern, und muss mit speziell abgemischter Farbe dreimal gestrichen werden. Da erscheinen € 198.000 wie für Wolfsegg veranschlagt gar nicht so viel.
Was ist deine Erfahrung mit solchen Bauprojekten?
Ganz oft sind die fleißigsten Helfer nicht die regelmäßigen Kirchgeher, sondern Leute, die selten die Kirche besuchen, aber sich ihr trotzdem verbunden fühlen. Sie fühlen sich persönlich mit dafür verantwortlich, dass die Kirche in ihrem Ort bestehen bleibt. Diese ehrenamtlichen Robotleistungen sind übrigens legal und die Leute sind unfallversichert. Ohne sie wären solche Projekte kaum zu realisieren.
Was bereitet dir an deiner Arbeit besonders Freude?
Ich mag die Zusammenarbeit mit den vielen verschiedenen Menschen in den Pfarren, aber auch innerhalb der Diözese: Wo sonst kann ein Bautechniker zusammen mit Geistlichen, Künstlern und Restauratoren etwas verwirklichen? Auch sind das wirklich nachhaltige Arbeiten und auf 40 bis 50 Jahre ausgelegt: Qualität geht vor, dafür müssen sich erst die Enkelkinder wieder mit dem Thema beschäftigen. Interessant ist auch jedes Mal die Abnahme des Turmkreuzes: In der Kugel unterhalb befindet sich eine Kupferpatrone, wo seit Erbauung der Kirche Erinnerungsstücke aufbewahrt werden, z.B. Berichte über Kriege, Namen von Großspendern oder Münzen aus der damaligen Zeit. Allerdings weist die Kugel in Wolfsegg Einschusslöcher auf, möglicherweise ist sie also beschädigt. Ich bin gespannt.
Interview: Magdalena Welsch