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Apokalyptische Klänge im Mariendom

2. August 2018, 20.00 Uhr

Brett Leighton begeisterte am 2. August 2018 beim ersten Abendkonzert im Rahmen des Linzer Orgelsommers 2018 im Mariendom mit einem „apokalyptischen“ Programm.

„Wenn ich nicht die Apokalypse spielen würde, dann würde sie sicher kein anderer spielen!“ – so Brett Leightons schlagfertige Aussage im auf.orgeln-Interview im Vorfeld des Konzerts. Und Recht hatte der Linzer Organist mit australischen Wurzeln, dem über 100 Zuhörerinnen und Zuhörer – u.a. angereist aus Wien und Hamburg – im mit 28 Grad doch sehr warmen Linzer Mariendom bei der „Apokalypse“ am 2. August 2018 lauschten. 

 

Langanhaltenden und tosenden Beifall mit Standing Ovations gab es für das anspruchsvolle und herausfordernde Programm mit Werken von Joseph Reveyron, Georges Schmitt und Jean Langlais. 

 

Brett Leighton mit seinen beiden Registranten Theresa Zöpfl und Gerhard Raab an der Rudigierorgel
Brett Leighton mit seinen beiden Registranten Theresa Zöpfl und Gerhard Raab an der Rudigierorgel
Brett Leighton mit seinen beiden Registranten Theresa Zöpfl und Gerhard Raab an der Rudigierorgel
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Österreichische Erstaufführung: „Les sept sceaux“ von Joseph Reveyron

 

Brett Leighton eröffnete sein Konzert mit der österreichischen Erstaufführung von Joseph Reveyrons (1917–2005) unveröffentlichtem Triptychon „Les sept sceaux“ („Die sieben Siegel“) aus dem Jahr 1954, das dem damaligen Organisten von Paris-St. Sulpice Jacques Grunenwald gewidmet ist.

 

Vorangestellt sind dem beeindruckenden Werk folgende Verse aus der Offenbarung des Johannes: 

„... und alsbald war ich im Geist... Und siehe, ein Stuhl war gesetzt im Himmel, und auf dem Stuhl saß einer; und der dasaß, war gleich anzusehen wie der Stein Jaspis und Sarder. Und auf den Stühlen saßen vierundzwanzig Älteste mit weißen Kleidern angetan... Und von den Stühlen gingen aus Blitze, Donner und Stimmen; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Stuhl, welches sind die sieben Geister Gottes. Und vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer gleich dem Kristall... und um den Stuhl vier Tiere, voll Augen...“

(Off 4,2–6: Die Huldigung vor dem Thron Gottes) 

 

„... und zwischen den Ältesten stand ein Lamm, das wie geopfert schien, und hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande. - ‚Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geopfert und hast uns Gott erkauft mit deinem Blut aus allerlei Geschlecht... und Volk'...“

(Off 5,6–9: Das versiegelte Buch und das Lamm)

 

So erschienen dann in „Les sept sceaux“ musikalisch nach und nach der siegende Christus, der den Himmel auf einem weißen Pferd durchreitet, die drei Geißeln Hungersnot, Krieg und Pest. Die Erwartung des endgültigen Triumphs der Gerechtigkeit Gottes, das Ende der Welt und nach dem Chaos die Vision des himmlischen Jerusalems wurden musikalisch auf beeindruckende Weise von Brett Leighton zum Ausdruck gebracht.

 

Die drei Sätze – „Le trône de Dieu“ („Der Thron Gottes"), „L’agneau immolé“ („Das geopferte Lamm") und „Les sceaux déliés“ („Die aufgebrochenen Siegel") – des in Österreich zum ersten Mal aufgeführten Werkes präsentierten sich dabei als großflächige musikalische Fresken. Für Leighton war es dabei nicht das erste aufgeführte Werk Reveyrons – bereits 1988 führten Thomas Daniel Schlee und er in der Wiener Augustinerkirche Reveyrons „Anamnèse für Orgel zu vier Händen und Pedal“ zum ersten Mal in Österreich auf, im Beisein des tiefgläubigen Komponisten aus Lyon.

 

Oper trifft Orgel: Georges Schmitts „Offertoire Grand Choeur a-moll“

 

Bombastische Klänge ertönten dann bei Georges Schmitts „Offertoire Grand Choeur a-moll“ aus der Sammlung „Le Musée de l’Organiste“ (1857), das neben dessen Werken auch Kompositionen von Franck und Saint-Saëns enthält. 

 

„Niemand kennt ihn, den Deutschen aus Trier, weil er seine beachtlichen musikalischen und verlegerischen Verdienste im Ausland leistete – zu einem Zeitpunkt, als zwischen Frankreich und Deutschland kriegerische Zustände herrschten...“, wusste Brett Leighton im auf.orgeln-Interview über Georges Schmitt (1821–1900) zu berichten. 

 

Denn der aus Trier stammende Schmitt engagierte sich in Paris für die moderne französische Orgel und die Erneuerung der Orgelmusik. In seinem Stil entspricht dieses Werk dennoch dem Pariser Geschmack dieser Zeit, den mehr mit der Welt der Oper und des Salons als mit der geistlichen Musik bis zur französischen Revolution verband. Und das hörte man auch deutlich im musizierten Offertorium:

 

 

„Mein bestes Werk...“: „Cinq Méditations sur l’Apocalypse“ von Jean Langlais

 

Jean Langlais‘ Werk „Cinq Méditations sur l’Apocalypse“ („Fünf Meditationen über die Apokalypse“) – von ihm selbst als sein bestes Werk und Vollendung dessen, was er habe erreichen wollen, gesehen – rückte im Konzert nach dem heiteren Offertorium Schmitts schließlich wieder die Apokalypse in den Fokus. 

 

Jean Langlais (1907–1991) erlitt im Januar 1973 einen Herzinfarkt. Wenige Wochen zuvor hatte er – offenbar von seltsamen Vorahnungen geplagt – mit der Komposition von zwei Werken begonnen, die über Texte der Offenbarung des Johannes meditieren. Nach seiner Genesung adaptierte er ein Vokalwerk und komponierte zwei weitere Sätze. Er fügte die fünf Stücke, in denen die Zahl Sieben eine Schlüsselrolle spielt, anschließend zu einem Zyklus zusammen, der der fünfteiligen Anlage der Apokalypse entspricht und bei dem jedem Satz ein Bibelzitat vorangestellt ist. 

 

Der erste Satz „Celui qui a des oreilles qu’il écoute“ („Wer Ohren hat, der höre“) bezieht sich als einziger nicht auf die Offenbarung, sondern auf eine Stelle aus dem Markus-Evangelium (Mk 4,23). Auch stilistisch steht dieser abseits, da es sich um Langlais‘ Bearbeitung einer früheren vierstimmigen Vertonung des Psalms 123 (op. 27/1, 1937) handelt.

 

Der zweite Satz „Il était, Il est et Il vient“ („Er war, Er ist und Er wird kommen“) ist kompositorisch der fortschrittlichste und nimmt Bezug auf Off 1,8 bzw. 1,4 („Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott, der Herr, der ist und der war und der kommt, der Herrscher über die ganze Schöpfung.“). Er ist als fünfteiliges Tableau angelegt: Während die ungeraden Teile f“ als Orgelpunkt (Symbol für die Ewigkeit) verwenden, zitieren die geraden Teile die gregorianischen Hymnen „Vexilla Regis“ und „Lauda Sion“ – damit entsteht ein Kontrast zwischen dem gemarterten Körper im Karwochenhymnus und dem verklärten Leib im Fronleichnamshymnus. Die spiegelsymmetrische Anlage der Anfangs- und Schlusstöne symbolisiert Alpha und Omega. 

 

Der dritte Satz „Visions prophétiques“ („Prophetische Traumbilder“) ist als siebenteiliges Rondo mit Coda angelegt und bezieht sich auf die prophetische Vision des Johannes von den Engeln, die das nahe Ende der Welt ankündigen. 

 

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Der vierte Satz „Oh oui, viens Seigneur Jésus“ („O ja, komme, Herr Jesus“) ist als Gebet des bittenden Christen zu verstehen, das sich auf Offenbarung 22,20 bezieht: „Es spricht, der solches bezeugt: Ja, ich komme bald. Amen, ja, komm, Herr Jesu!“ Schlicht, langsam und leise präsentiert sich der Satz, in dem die aus dem Spiel der Engel abgeleitete Melodie sieben Mal neu angesetzt und in größer werdenden Phrasen und höheren Stimmlagen in ihrer Intensität gesteigert wird. 

 

Der fünfte und umfangreichste Satz „La cinquième trompette“ („Die fünfte Posaune“) thematisiert Kapitel 9,1ff der Offenbarung: „Und der fünfte Engel posaunte; und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde; und ihm war der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben.“ Mit allen deskriptiven Mitteln der modernen symphonischen Orgel schildert dieser Satz einzelne Szenen der eingetroffenen Prophezeiungen vom Ende der Welt – Leitmotive wie das dreimalige Erschallen der Trompete oder das Herabfallen des Sterns sind im ersten Abschnitt bunt nebeneinander gesetzt. Im zweiten, einheitlich gestalteten Abschnitt ertönt ein langer „Insektengesang“, der die aus dem Rauch steigenden und die Erde verwüstenden Heuschrecken beschreibt. Nach einer die Ruhe vor dem letzten Sturm symbolisierenden Generalpause verbinden sich im dritten Abschnitt die Leitmotive des ersten mit der Struktur des zweiten Abschnittes und verkörpern in Form einer furchterregenden Toccata den Kampf der Heuschrecken, die das Erdreich verwüsten.

 

Mit dem Gebrauch von griechischen Rhythmen und Clustern zählt dieses am 28. April 1974 in Notre-Dame de Paris durch Langlais selbst uraufgeführte Werk zu den progressivsten des Komponisten und machte beim Linzer Publikum dementsprechend großen Eindruck. Stille. Und nicht enden wollender Applaus für den ursprünglich aus Australien stammenden Organisten Leighton.

 

Vorschau: Zauberhafte „Sommernachtsträume“ und faszinierender „Raumklang“

 

Auf dieses „für Zuhörer und Spieler gleichermaßen herausfordernde, aufrüttelnde, farbige, virtuose und kathartische Programm“ – so Brett Leighton im Vorfeld des Konzerts – folgt am 16. August 2018 das Abendkonzert „Sommernachtsträume“ mit Stiftsorganist Andreas Etlinger aus St. Florian, der mit Bachs Schübler-Chorälen oder Guilmants fulminanter „Première Sonate“ das Publikum in eine zauberhafte Sommernacht entführen wird. 

 

SOMMERNACHTSTRÄUME

 

Am 6. September 2018 beschließt der bereits traditionelle „Raumklang“ mit dem Ensemble Clarissma und den beiden Organisten Wolfgang Kreuzhuber und Gerhard Raab den Linzer Orgelsommer 2018 im Mariendom – dieses Mal darf man sich auf die spannende Begegnung von sechzehn Klarinetten und zwei Orgeln freuen. 

 

(sp)

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